Güterwagen-Drehgestelle: Y 25 mit radial einstellbaren Radsätzen - DB Bauart 684/1 (LHB)
Version 2.01.99.1, Stand: 15. September 2017 

Inhaltsverzeichnis -  Y 25 - Y 25 mit radial einstellbaren Radsätzen -  Parabelfeder-Drehgestelle -  Impressum

Hauptseite - DB Bauart 684Y 25 Orientable  (SBB Y 25 Or Lssm, Y 27 Or LDssm) - Y 25 LDsso WBN - Y 25 Lsod (UIC St, TVP 2007) - andere

Einleitung - DB Bauart 684/1 (LHB) - DB Bauart 684/2 (Talbot)

verwandtes Thema:
Güterwagen-Drehgestelle: Dreiachsige - Y 25


Drehgestell DB Bauart 684/1, Ausführung LHB, mit integrierter Bremsanlage und bodenbedienbarer Hand-/Feststellbremse,
Fig. 1- 3: Skizzen (Quelle [1]); Abb. 1: Seitenansicht mit Wiegeventil, DB Uais 732, 992 3 914 (Foto: G-D, Jahn, Braunschweig 22. August 1997);
Abb. 2: Seitenansicht ohne Wiegeventil DB Uais 732 (Foto: Severin Duennbier, November 2011)


Drehgestell DB Bauart 684/1, Ausführung LHB; Werkfotos LHB, Quelle: Slg. FVG

Y25-typischer Rahmen in Schweißausführung (Y25 Css, entsprechend Zeichnung ORE 10453 [2]) mit radial einstellbaren Radsätzen und veränderter Federdämpfung.

Vollgeschweißter Rahmen aus Blechen und Walzprofilen (St 52-3), aus zwei Langträgern, hohlträgerartigem Hauptquerträger und zwei U-Kopfquerträger. Langträger doppel-T-förmig zusammengeschweißt, durch Hauptquerträger und die beiden Kopfquerträger verbunden. U-trägerförmige Längsstreben zur Aufnahme des Bremsgestänges. UIC-Drehpfanne mit Kunststoffeinlage. Angeschweißte Achslagerführungen aus Stahlguss. Acht Schraubenfedersätze. Gefederte seitliche Gleitstücke. Achsstand 1800 mm, Laufkreis-Durchmesser maximal 920 mm. Hammerförmiger, am Achslagerdeckel angeschraubter Halter als Abhebesicherung. KE-GP-A Bremsanlage (Lastbremsventil, Doppelbremszylinder, Gestängesteller) und Feststellbremse im Drehgestell integriert, Wiegeventil direkt über dem "rechten" (Anm. 1) vierten Federsatz angeordnet, (Grauguss-) Bremssohlen in Bgu-Anordnung. [2], [3]

Die radiale Einstellbarkeit der Radsätze wurde durch die Veränderung der Radsatzführung erreicht. Beim konventionellen Y 25 haben die Radsätze kein Längsspiel (Querspiel ± 10 mm), bei den Drehgestellen der Bauart 684 beträgt das Querspiel ± 23 mm, das Längsspiel ± 6 mm. Um dies zu ermöglichen wurden die Achsführung und die Schwingungsdämpfung verändert.


Drehgestell DB Bauart 684/1 (LHB), Radsatzführung, Federung und Dämpfung; DB Uais 732 (Foto: Severin Duennbier, November 2011)


Drehgestell DB Bauart 684/1 (LHB), Radsatzführung, Federung und Dämpfung; Skizze; Quelle: Patentschrift [4] (Anm. 2).
Legende: 1) Drehgestellrahmen, 2) Schraubenfedern, 3) Achslagergehäuse, 4) Achsfederträger, 5) Kragarm, 6) Pendelschake, 7) obere Kugelpfanne, 8) untere Kugelpfanne, 9) oberes kugelzapfenförmiges Lager, 10) Arm des Achslagergehäuses, 11) unteres kugelzapfenförmiges Lager, 12) Reibelement/"keilförmiges Zwischenstück/Reibstück", 13) Gleitfläche, 14) Achsführung, 15) Nocken, 16 "Gummipuffer" [4], Quelle für Begriffe in Anführungszeichen: [2]

Dämpfung
"In Längs- und Querrichtung erfolgt die Dämpfung der Radsatzbewegungen lastabhängig über Reibung in den balligen Schakenlagern. Davon unabhängig werden Vertikalbewegungen durch lastabhängige Reibkräfte eines keilförmigen Zwischenstücks gedämpft.
Vertikaldämpfung (z): Der Drehgestellrahmen stützt sich über die Schraubenfedern auf dem Achsfederträger ab, der mit zwei Kragarmen seinerseits auf den Schrägen zweier Reibstücke aufliegt. Diese Schrägen erzeugen eine Kraftkomponente in Richtung der Achshalter und bewirken damit die Reibkräfte für die Vertikalfederung. ...
Dämpfung horizontal-quer (y): Vom Reibstück wird die Last über Pendelschaken am Achslagergehäuse abgesetzt. Jede Schake ist mit kunststoffbeschichteten, wartungsfreien Axialgelenklagern ... ausgerüstet, deren Reibradius mit dem lotrechten Drehpunktabstand als Hebelarm eine gute Dämpfung der Querschwingungen bewirkt." [2] "Zum Abfangen von Spitzenquerbeschleunigungen greifen vor dem festen Anschlag ... zwei Gummipuffer pro Achse und Richtung ein." [3]
Elastizität und Dämpfung horizontal-längs (x): Die trapezförmige Anordnung der Schaken ergibt in Längsrichtung eine etwas steilere Rückstellkennung als in Querrichtung. Die Dämpfung der Längsbewegungen erfolgt ebenso wie für die Querrichtung lastabhängig durch die Axialgelenklager in den Schaken. Die Längsbeweglichkeit der Achslager
± 6 mm wird durch Anschlag der Kragarme an die am Achslager liegenden Reibstücke begrenzt." [2]


Ausführungvarianten:
1.1 mit Feststellbremse, mit UIC-Drehpfanne, Radius 190 mm, nach Zeichnung 1 Fwg 684.0.04.000.001
1.2 ohne Feststellbremse, mit UIC-Drehpfanne, Radius 190 mm
2.1 mit Feststellbremse, mit bolzenloser Drehpfanne, Radius 125 mm (1Fwg 664.0.04.077.002), nach Zeichnung 1 Fwg 732.0.04.000.684 [5], [6, S. 621 f]
2.2 ohne Feststellbremse, mit bolzenloser Drehpfanne, Radius 125 mm (1Fwg 664.0.04.077.002), nach Zeichnung 1 Fwg 732.0.04.000.684 [5], [6, S. 621 f]

Verwendung:
Ausführung 1 (Regelausführung):
1 Flachwagen, DB Rs 684, übernommen von der VersA Minden im Dezember 1971
4 Selbstentladewagen DB Fads 175 zur Erprobung ab April 1974 (Anm. 3)
100 Selbstentladewagen DB Fads (ab 1980: Fals) 175 (Serienlieferung), Baujahr 1975 (Anm. 4)
1 Schiebehaubenwagen, DB Shis 708, 31 80 437 3 000, LHB 1976 (Prototyp, ohne Feststellbremse) [8] 


Ausführung 2:
16 Tiefladewagen DB Uais 732, LHB, Baujahr 1975 >(je ein Drehgestell mit, ein Drehgestell ohne Feststellbremse)


Datenblatt



Anmerkungen:
Anm. 1: Die Zählung der Radsätze erfolgt hier (unabhängig von DIN 30052) von der Stirnseite des Wagens aus. Als erster, vorderer Radsatz wird der zu den Wagenstirnseiten hin angeordnete Radsatz begriffen, der zweite Radsatz liegt zur Wageninnenseite und zum Hauptluftbehälter hin. Daraus abgeleitet ist die Vorstellungen einer Fahrtrichtung, aus der sich die Zuordnungen "links" und "rechts" ergeben. In der Draufsicht (s. Collage 1, Fig. 3) liegt die rechte Seitenwange also oben.
Anm. 2: In der hier gezeigten Abbildung wurde die starke Verzerrung der Skizze in den Patentschriften zu korrigieren versucht.
Anm. 3: Die bei Fads/Fals 175 verwendeten Drehgestelle Bauart 684/1 (LHB) wurden zu einem späteren Zeitpunkt wieder gegen Drehgestelle anderer Bauart getauscht. Allerdings ist der zeitliche Beginn dieses Drehgestell-Tausches weder für die Erprobungs- noch für die Seriendrehgestelle bekannt.
Anm. 4.: Die Angabe von "110 Fals" mit Drehgestellen Bauart 684 in Wolff [7, S. 65] ergibt sich möglicherweise aus der Addition der Anzahl der Wagen, die mit Drehgestell-Prototypen (BAen 684/1 und 684/2) und der Anzahl der mit Serien-Drehgestellen BA 684/1 (LHB) ausgerüstet waren. Bei der Angabe "10 Tiefladewagen" in Madeyski [8, S. 714] dürfte es sich um einen Druckfehler handeln. An anderen Stellen und Veröffentlichungen, insbesondere in [2] sind 100 Fals (mit Serien-Drehgstellen BA 684/1 LHB) und 16 Uais angegeben.


Quellen:
[1] Deutsche Bahn: DS 939 05 - Merkbuch für Schienenfahrzeuge - Güterwagen und Ladeeinheiten. Gültig ab 01.01.2001 (mit Bekanntgaben B 36 und B 37)
[2] Linke-Hofmann-Busch: Drehgestell Bauart 684. Beschreibung und Laufwerk-Montageanweisung. Salzgitter, 1975 (Slg. FVG)
[3] Deutsche Bundesbahn, AW Paderborn: Bericht zu Punkt 4 der Tagesordnung der 85. Beratung des Güterwagenbauausschusses. Stellungsnahme des GBA zum Güterwagendrehgestell für 120 km/h Geschwindigkeit und 20 t Achsfahrmasse DB 684 - Vergleich der Prototypen Talbot und LHB -. Paderborn, Dezember 1973 (= unveröffentlichte sechsseitige maschinenschriftliche Stellungsnahme mit 4 Anlagen <Zeichnungen>, Kopie Slg. FVG)
[4] Linke-Hofmann-Busch Waggon-Fahrzeug-MaschinenGmbH, Salzgitter-Watenstedt: Drehgestell für Schienenfahrzeuge, Aktenzeichen 1582 (=
Patentschrift DE2160274; angemeldet am 4.12.1971/7.6.1973)
[5] Linberg, Thomas:
Tiefladewagen mit 4 Radsätzen - Uais 732 (= http://www.familie-linberg.de/bahn/archiv/tiefladewagen/db/html/ba732.html, aufgerufen am 20. Juni 2017)
[6]
Deutsche Bahn: DS 939 05 - Merkbuch für Schienenfahrzeuge - Güterwagen und Ladeeinheiten. Gültig ab 01.01.2001 (mit Bekanntgaben B 36 und B 37)
[7] Wolff, Gerd: EK-Güterwagen-Lexikon DB: Die vierachsigen Selbstentladewagen. Die Staubbehälterwagen. Freiburg 1994[8] Madeyski, Dr.-Ing. Thilo von: Die Güterwagen-Drehgestelle Y 25 und 665 (in: Eisenbahnbahntechnische Rundschau <27> Heft 11, 1978, S. 713 - 718)
 [8] Nielsen, Per Topp, Dansk Jernbanearkiv: DB Güterwagen - Bauart 708 (= http://www.dansk-jernbanearkiv.dk/europ/dbba708.htm; aufgerufen am 15. September 2017) 


- Madeyski, Dr.-Ing. Thilo von: Die Güterwagen-Drehgestelle Y 25 und 665 (in: Eisenbahnbahntechnische Rundschau <27> Heft 11, 1978, S. 713 - 718)
-
Munske, Helmut: Tiefladewagen der Deutschen Bundesbahn (in: Elsners Taschenbuch der Eisenbahntechnik 1975, S. 291 - 325)
- Lehmann, Dieter:
dybas – Die Bahnseiten (http://www.dybas.de/index.html; abgerufen am 20. Juni 2017)

Persönliche Informationen:
- Duennbier, Severin
- Linberg, Svetlana, Linberg, Thomas

Patent:
- Linke-Hofmann-Busch: Drehgestell für Schienenfahrzeuge, Aktenzeichen 1582 (=
Patentschrift DE2160274; angemeldet am 4.12.1971/7.6.1973)


zurück - weiter - Top
Impressum
_