Drei- und mehrachsige 2 - Kurzschaken, Trapezfedern (Krupp 70)
Version 1.01.94.1, Stand: 17. Mai 2015 (Inhaltlicher Stand 9. April 2007)

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Langschaken/Trapezfedern (DB BA 710, 711, 713) - Langschaken/Parabelfeder (DB BA 711, 713) - Trapezschaken (P66) - Kurzschaken/Trapezfedern (Krupp 70) - Kurzschaken (714, 715/716) - Kurzschaken/Parabelfeder (P64)

Vorbemerkungen - Krupp 70, vierachsig - Krupp 70, dreiachsig - Daten

Vorbemerkungen
Krupp hat Ende der Sechzigerjahre für die Deutschen  Bundesbahn einen 32-achsigen Tragschnabelwagen entwickelt, der 1970 als Uaai 839 in Dienst gestellt wurde.

Nach Fertigstellung wurde dieser Wagen durch die Berichterstattung auch in einschlägigen Zeitschriften für Eisenbahnfreunde und diveresen Veröffentlichungen der Deutschen Bundesbahn geradezu populär. Wie mir dürfte manchem Eisenbahnfreund erst durch diese Berichte klar geworden sein, dass es solche Spezialwagen bei der Eisenbahn gibt. Ich entsinne mich noch lebhaft des Spektakels, der Aufregung, als dieser Wagen samt Begleitfahrzeugen kurz darauf im heimatlichen Bahnhof für einige Stunden Station machte. Die Bilder sind mir noch wie heute vor Augen, auch wenn ich damals noch nicht ans Fotografieren denken konnte.

Inwieweit die Initiative zum Bau dieses Wagens von Krupp ausging, entzieht sich meiner Kenntnis. Aus heutiger Sicht scheint diese Entwicklung von Krupp programmatisch und nicht als Einzelobjekt betrieben worden zu sein. Dabei dürften die Drehgestelle einen wesentlichen Kern dieses Programms gebildet haben. Die in diesem Zusammenhang entstandene Drehgestell-Bauart umfasst lediglich 4 Typen, mit denen es möglich war, Tiefladewagen mit 6, 8, 12, 16, 24 und 32 Achsen zu bauen:
6-achsige Wagen: 2 dreiachsige Außendrehgestelle
8-achsige Wagen: 2 vierachsige Außendrehgestelle
12-achsige Wagen: je 2 dreiachsige Außen- und Innendrehgestelle
16-achsige Wagen: je 2 vierachsige Außen- und Innendrehgestelle
24-achsige Wagen: 2 vierachsige Außen- und 4 vierachsige Innendrehgestelle
32-achsige Wagen: 2 vierachsige Außen-, 6 vierachsige Innendrehgestelle

Tiefladewagen mit diesen Drehgestellen hat Krupp nicht nur für die Deutsche Bundesbahn, sondern auch ins Ausland (Österreich, Tschechoslowakei) geliefert. Am Rand sei hier ferner vermerkt, dass Krupp in der Folge auch den Auftrag zum Bau des bis heute weltweit größten Tiefladewagens mit 36 Achsen erhalten und 1982 realisiert hat. Der in Nordamerika als CEBX 800 eingesetzte Wagen läuft allerdings auf 18 zweiachsigen Three Piece Bogies.

Krupp 70, vierachsig
Die Drehgestelle haben Trapezfedern, die mit kurzen Rechteckschaken aufgehängt sind. Mittig, an beiden Seiten des Drehgestells befinden sich automatische Wiegeeinrichtungen. Die für die Deutsche Bundesbahn gebauten Wagen sind mit Radsätzen der Bauart 81 ausgestattet, die einen maximalen Laufkreisdurchmesser von 900 mm haben und für eine maximale Radsatzlast von 30 t ausgelegt sind. Die Regelspur-Radsätze können prinzipiell gegen Radsätze mit 1524 mm Spurweite getauscht werden. Die Höchstgeschwindigkeit der unbeladenen Wagen beträgt 80 km/h.
 
 
Tiefladewagen-Drehgestell Krupp 70, vierachsig; Skizze
  Tiefladewagen-Drehgestell Krupp 70, vierachsig (Innendrehgestell)

  Skizze: Hermann Jahn, auf Grundlage einer Zeichnung des 32-achsigen Wagens 83 54 997 2 000-1 (Sammlung Milan Cernohorsky)


 
Tiefladewagen-Drehgestell Krupp 70, vierachsig, Innen-Drehgestell; Foto: Milan Cernohorsky
  Tiefladewagen-Drehgestell Krupp 70, vierachsig (Innendrehgestell)

  84 54 995 6 003-3, 16-achsig, Eigentümer (2005): NH-Trans Ostrava; Foto (Ausschnitt): Milan Cernohorsky, Ostrava hl.n. 24.4.2002


 
 
Tiefladewagen-Drehgestell Krupp 70, vierachsig, Außen-Drehgestell; Foto: Milan Cernohorsky
  Tiefladewagen-Drehgestell Krupp 70, vierachsig (Außen-Drehgestell)

  84 54 995 6 003-3, 16-achsig, Eigentümer (2005): NH-Trans Ostrava, Foto (Ausschnitt): Milan Cernohorsky, Ostrava hl.n. 24.4.2002

1973 hat Krupp einen 24-achsigen Tragschnabelwagen Uaai 838 (Wagennummer 996 4 900) für die Deutsche Bundesbahn gebaut. Mindestens dieser Wagen (möglicherweise auch andere, ins Ausland gelieferte) ist mit vierachsigen Krupp 70-Drehgestellen in einer weiterentwickelten Variante, die zusätzlich über eine hydraulische Radlast-Ausgleichsvorrichtung verfügen, ausgerüstet. Augenfälliges Merkmal der hydraulische Radlast-Ausgleichsvorrichtung sind Hydraulik-Zylinder über den Federausgleichshebeln. Diese Radlast-Ausgleichsvorrichtungen befindet sich jeweils nur an einer Drehgestell-Seite.
 
 
Tiefladewagen-Drehgestell Krupp 70, vierachsig mit Radlast-Ausgleichsvorrichtung,  Foto: Christian Walther
  Tiefladewagen-Drehgestell Krupp 70, vierachsig mit Radlast-Ausgleichsvorrichtung
  (am Außendrehgestell, bei den beiden Innendrehgestellen befinden sich die entsprechenden Hydraulik-Anlagen auf der anderen Drehgestellseite)

  DB (Railion) 86 80 996 4 900-6, Krupp 1973; Foto: Christian Walther, Wuppertal, Mai 2004

Zahlreiche Abbildungen des DB/Railion Uaai 838 finden sich auf Tom Daspits Internet-Seite:
http://southern.railfan.net/schnabel/cars/db24/db.html .
In Hinblick auf die Drehgestelle besonders ansehenswert erscheinen mir dort zwei Aufnahmen von Arnold Gilden (http://southern.railfan.net/schnabel/cars/db24/benalux/nijmegen0008.jpg, http://southern.railfan.net/schnabel/cars/db24/benalux/nijmegen0021.jpg).

Bisher sind mir folgende Wagen mit diesen Drehgestellen bekannt:

80 996 4 901    Uaai 837    24 Achsen, Umbau aus Uaai 839, Baujahr 1970, Umbau 1995
80 996 4 900    Uaai 838    24 Achsen, Baujahr 1973, Drehgestelle mit Radlast-Ausgleichsvorrichtung
80 997 2 901    Uaai 839    32 Achsen, Baujahr 1973
 

54 995 6 003                     16 Achsen, NH-Trans Ostrava, Baujahr 1978 (1992 Reko aus Drehschemel-Einheit)
54 996 4 001                     24 Achsen, ITB Prag, ex ENERVGOD Prag, Baujahr 1978
54 997 2 000                     32 Achsen, ITB Prag, ex Skoda Pilsen, Baujahr 1978

81                                     24 Achsen, ITB (Felbermayr) Wels (abgewandelte Drehgestelle!)

Krupp 70, dreiachsig
Nach dem 32-achsigen DB Uaai 839 entstand im Jahr 1970 bei Krupp auch der DB Uai 821 (80 995 2 920, ex 80 999 0 306). Für diesen 12-achsigen Wagen wurden aus den vierachsigen Drehgestellen dreiachsige Varianten (Außen- und Innendrehgestell) abgeleitet. Die dreiachsigen Außendrehgestelle wurden in mindestens einem Fall auch zum Bau eines 6-achsigen Tiefladewagens verwendet.
 
Tiefladewagen-Drehgestell Krupp 70, dreiachsig; Foto: Hermann Heless
  Tiefladewagen-Drehgestell Krupp 70, dreiachsig (Außendrehgestell)

  Elektro-Bau A.G. Linz-Donau, 33 81 993 0 030-6 , ex .. 81 096 9 030, Krupp, F-Nr. 16469, 1973   Foto: Hermann Heless,  Wien West, 17. Mai 1989


Daten
  Tiefladewagen-Drehgestelle, Krupp 70    vierachsig   dreiachsig
  Zeichnungsnummer    
  Achsstand   3 x 1500 mm   2 x 1500 mm
  maximaler Laufkreis-Durchmesser   900 mm   900 mm
  Achsschenkelmittenabstand   2000 mm   2000 mm
  Quer-/Längssspiel der Achsen    
  Blatt-Tragfedern    
    Gestreckte Länge    
    Anzahl der Federblätter   10   10
    Federblattquerschnitt    
  Eigengewicht    
  erstes Baujahr   1970   1970

Quellen:
Carstens, Stefan: Die Güterwagen der DB AG. Nürnberg 1998
Cernohorsky, Milan: Persönliche Informationen
Deutsche Bundesbahn, BZA Minden (W) Dez 29a: 12-achsiger Tiefladewagen mit Sondereinrichtung. Kurzbeschreibung. Ausgabe März 1971
Munske, Helmut: Tiefladewagen der Deutschen Bundesbahn (in: Elsners Taschenbuch der Eisenbahntechnik 1975, S. 291 - 325)

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