Güterwagen-Drehgestelle: LHB

Version 1.02.92.1, Stand: 21. Mai 2014

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Ähnlich wie Talbot hat auch Linke Hoffmann Busch (LHB) ab den späten Sechzigerjahren eigene Güterwagen-Drehgestelle als Alternative zum Minden Siegen konstruiert und in mehreren Entwicklungsstufen gebaut.

  Drehgestell LHB 67 SJ
  für die Schwedischen Staatsbahnen
  nach Zeichnung 17038, 8-lagige Blattfedern
  maximaler Laufkreisdurchmesser 930 mm

  Werkfoto: LHB, Salzgitter

An dieser Stelle geht es um die Entwicklungsstufen: "LHB 71", "LHB 74" und "LHB 77" (die beiden Ziffern weisen jeweils auf das Entstehungsjahr hin). Auf die weiteren Entwicklungsstufen, "LHB 78" und "LHB 82", wird im Kapitel über die Parabelfeder-Drehgestelle eingegangen.

Durch die Form der Bremsschaulöcher und die Rohrquerträger sehen diese Drehgestelle den Minden Siegen auf den ersten Blick recht ähnlich. Bei genauerem Hinsehen werden jedoch markante Unterschiede deutlich.

Alle LHB-Drehgestelle bestehen grundsätzlich aus zusammengeschweißten Blechzuschnitten. Die Seitenwangen sind durch Gurtbleche, die großen Bremsschaulöcher durch 20 mm starkes Rundmaterial verstärkt. Sowohl mittlere wie äußere Federböcke bestehen wie beim "887" und beim "Talbot Typ U" aus Blechzuschnitten, die die Buchse für die Feder- (Schaken-) Bolzen vollständig umfassen.

Das "LHB 71" ist mit eingezogenen Federenden ausgerüstet (8 lagig, 1200 mm lang, Querschnitt: 120 (90) x 16 mm), bei einem großen Teil dieser Drehgestelle wurde nachträglich in die Drehpfanne eine Kunststoffeinlage eingefügt.

Das "LHB 74" unterscheidet sich vom "LHB 71" durch die geraden Federenden. Dadurch waren in den Seitenwangen im Bereich der Federbolzen zusätzliche Ausnehmungen erforderlich, die durch hinterlegte Blechzuschnitte nach hinten abgedeckt sind. Die ersten "LHB 74" wurden werksseitig noch ohne Kunststoffeinlage in der Drehpfanne ausgeliefert.

Das "LHB 77" unterscheidet sich vom "LHB 74" durch das geschweift geschnitte Deckblech des mittleren Federbocks (bei LHB 71 und 74: rechtwinklig geschnitten). Im Jahr 1999 ist es zu einer Nachauflage des LHB 77 gekommen, die anstelle der großen dreieckförmigen Bremsschaulöcher ovale hat.

Rolf D. Rose schreibt dazu: "Ausgelöst durch die Weigerung der SNCF, Güterwagen mit Drehgestellen der BA 661.1, 664, 664.1 zur Weiterbeförderung zu übernehmen, mußten die DB und die Privatwageneinsteller diese Drehgestelle kurzfristig austauschen. Da die wesentlichen Einbauteile größtenteils noch jahrelang gute Dienste tun können, begann eine fieberhafte Suche nach akzeptablen Lösungen. In die Rahmen der DB BA 65 (LHB 82) oder 64 (WU 83) lassen sich die Federn wegen der Federbundhöhen und bisherigen Vorsprengung nicht einbauen. Ein versuchsweiser Umbau des 642 durch das AW Kaiserslautern unter Verwendung mittellanger Schaken und entsprechender Freischnitte an den Rahmenwangenobergurten wurde nicht weiterverfolgt.

ALSTOM - LHB hat allen Interessenten die Umstellung auf LHB 77 empfohlen und die Lieferung von Rahmen oder auch die komplette Umrüstung angeboten. Die DB hat entschieden, Rahmen 642 in Kaiserslautern bauen zu lassen und dazu die Unterstützung von WU erhalten. Das bedeutet allerdings, daß nur Radsätze und Rollenlager weiterverwendet werden können. Kirow wollte die Zeichnungen des LHB 77 kaufen und auch selbst bauen, hat sich dann aber entschlossen, ein eigenes Drehgestell zu entwickeln.

Transwaggon und VTG haben bei ALSTOM - LHB eine Sammelbestellung ausgelöst mit unterschiedlicher Fertigungstiefe. Die Rahmen wurden von Lostr, Louny (Tschechien) gebaut und die Ausrüstung mit geprüften bzw. aufgearbeiteten Teilen im PAW ALSTOM - LHB durchgeführt.

Die konstruktiven Verbesserungen der jetzt gebauten Serie des LHB 77 - 563 halten sich in sehr engen Grenzen: Der Blechzuschnitt der Stützbleche unter der Drehpfanne wurde vom LHB 82 übernommen. Die Form der Bremsschaulöscher in den Wangen hatten wir bereits in einer kleinen Serie so ausgeführt. Die Radsatzhalterstege sind - wie von uns etwa 1979 entwickelt - geschmiedet.

Diese Variante hat man, um eine Neuzulassung zu vermeiden - nicht mit einer neuen dreistelligen Bauartnummer belegt, sondern als BA 563.1 bezeichnet. Somit gibt es vom Typ LHB 77 folgende Varianten:

BA 562 LHB 77 i - eingebaute Bremse
BA 563 LHB 77
BA 564 LHB 77.1 ss - mit Wiegeventil
BA 566 LHB 77.2 VR - finnlandfähig
BA 563.1 LHB 77 v - mit Wiegeventil (auch: Baujahr 1999 mit ovalen Bremsschaulöchern, ohne Wiegeventil gesichtet - Anm. d. Red.)

Auf Grund der hervorragenden Haltbarkeit aller Ausführungen des LHB 77 und natürlich auch aufgrund eines rechnerischen Nachweises unterstützt durch Spannungsmessungen hat das EBA inzwischen das LHB 77 für 21 t Radsatzfahrmasse zugelassen."

Dem ist außer den DB Bauartnummern für LHB 71 (560) und LHB 74 (561) nur noch nachzutragen, dass mir bisher kein anderer Güterwagen-Hersteller bekannt ist, der LHB-Drehgestelle unter Neubauten verwendet hat. Ursprünglich konnte man also wohl davon ausgehen, dass Wagen mit LHB-Drehgestellen auch von LHB gebaut worden sind. Durch die große Drehgestell-Tauschaktion in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre wurden die Minden Siegen und die "887" teilweise auch durch ältere LHB-Drehgestelle ersetzt.

Quelle:
Rose, Rolf D.: Pers. Mitt.
Linke-Hofmann-Busch Waggon-Fahrzeug-Maschinen GmbH: Modern self steering high speed Freight Bogies. Technical Description and References. Projekt 6945.GP-121.WD-06-Bogie-85. (Im Zusammenhang mit einer Ausschreibung der Indischen Eisenbahnen erstellte Angebotsunterlagen). Salzgitter o. J. (1986)

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